Ich möchte mit dir in diesem Artikel darüber sprechen, wieso wir Essen so sehr brauchen und gleichzeitig so verabscheuen. Ich bin mir sicher, dass sehr viele von euch, das sehr gut kennen. Das pure Glück und die Lebensfreude, wenn wir etwas essen und auch das Gefühl, dass sich danach einstellt. Der Selbsthass, die Vorwürfe, aber auch wie schlecht es uns oft körperlich geht. Denn auch körperlich geht das Ganze nicht einfach an uns vorbei.

Wir brauchen das Essen also auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite macht es uns total kaputt. Wieso ist das so? Wieso können wir nicht einfach aus den negativen Gefühlen danach lernen? Wieso halten wir unsere Vorhaben doch nie ein, wieso verurteile ich mich so dafür und was macht das ganze eigentlich in meinem Körper? Wieso komme ich einfach nicht aus diesem Kreislauf raus? Genau da möchte ich heute nochmal tiefer drauf eingehen, damit du dich selbst besser verstehst und auch verstehst, was in deinem Unterbewusstsein vor sich geht und natürlich auch in deinem Körper. Ich habe euch dafür um Fragen bei Instagram zu dem Thema gebeten und mir fünf davon rausgesucht, die ich in diesem Artikel beantworte.

Bevor wir aber damit beginnen, möchte ich dir an dieser Stelle nochmal ganz offiziell mitteilen, dass wir wieder mitten in einer neuen Soulfood Bewerbungsrunde sind. Am 19.10 starten wir wieder eine neue gemeinsame und intensive Reise, um den Kampf mit dem eigenen Körper und dem Essen endlich zu beenden. Da wir uns jetzt schon in der bald zweiten Bewerbungswoche befinden ist diese Gruppe leider wieder zu mehr als die Hälfte voll. Aber einige Plätze sind noch frei! Wenn du also gerne dabei wärst, bewirb dich sehr gerne zur Oktober Runde.

So und nun werde ich mich der ersten Frage widmen:

FRAGE 1:

Ich denke ständig an Essen. Das ist doch nicht normal. Wieso habe ich kein normales Essverhalten wie andere Menschen auch?

Die Antwort darauf ist, dass Essen viel viel mehr für dich ist als einfach nur Essen. Ich kenne das von mir selbst noch sehr gut. Ich habe dauerhaft an Essen gedacht. Egal, was ich gemacht habe, ich habe vorher überlegt ob es dort was zu essen gibt. In der Schule habe ich schon sehnsüchtig auf die Pause gewartet, um endlich essen zu können. Auch zu den Fressanfall und Bulimie Zeiten habe ich eigentlich nur durchgehend drüber nachgedacht wann und wie ich an Essen komme und endlich ungestört bin…Du siehst also: Ich fühle dich sehr gut. Wir können diese Gedanken weder abstellen noch einfach ignorieren. Wenn sie da sind, sind sie da. Und statt gegen diese Gedanken zu kämpfen, ist es wichtig, dass wir verstehen WARUM sie da sind. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, geht das nur wenn wir erkennen, was das zu bedeuten hat.

Irgendwann ist Essen mal zu viel mehr geworden als einfach nur zu Essen. Warum das so ist, findest du auch noch sehr ausführlich in meinen anderen Blog Artikeln und meinen Podcast Folgen beschrieben. Generell ist es so, dass Essen mit Emotionen verknüpft ist und gleichzeitig die Macht hat, dein Nervensystem zu beruhigen. Das bedeutet zum Beispiel, dass du mal gegessen hast, als es dir nicht gut ging und du in dem Moment einen Glücksmoment empfunden hast. In deinem Unterbewusstsein ist das nun gespeichert. Und je nachdem wie oft du das schon gemacht hast, ist das ganze sehr tief verwurzelt.

Wenn du dauerhaft an Essen denkst, wie du es beschreibst, liegt das daran, dass es dir eigentlich nicht gut geht. Du hast irgendwo nicht verarbeitete Seelenwunden in dir, eine innere Leere, du lebst ein Leben, das dich nicht erfüllt, du hast Sehnsüchte und Wünsche unterdrückt oder ähnliches. Wenn das der Fall ist, hast du dauerhaft das Gefühl, den Drang und den Wunsch in dir, glücklich zu sein. Da Essen genau das mal geschafft hat, suchst du den Halt im Essen. Auf der körperlichen Ebene ist es so, dass diese Gefühle, Stress in dir auslösen, was dann wiederum Cortisol ausschüttet. Dein Körper will dir eigentlich helfen, das wieder los zu werden, denn dein Körper ist eigentlich immer für dich da, auch wenn wir das häufig nicht mehr sehen. Das ist der Grund, wieso auch dein Körper Essen will, weil auch er gelernt hat, dass Essen dein Nervensystem beruhigen kann und es dir damit besser geht. Du siehst also, die Themen sitzen sehr tief, weswegen es leider auch keinen Sinn macht, das Ganze mit Disziplin oder Vorhaben durchbrechen zu wollen.

FRAGE 2:

Ich könnte immer essen und habe das Gefühl kein richtiges Hunger- und Sättigungsgefühl zu haben. Wieso ist das so?

Wenn wir an dem Punkt angekommen sind, an dem Essen nicht mehr dafür da ist unseren Körper zu nähren, sondern eigentlich unsere Seele, können wir nicht mehr auf die körperlichen Symptome zurückgreifen. Das Hunger- und Sättigungsgefühl wird vom Körper gesteuert. Hier zeigt er uns eigentlich genau, was und wieviel Nahrung er benötigt. Doch die Verbindung zu unserem Körper ist schon lange nicht mehr da und das Essen ist schon lange nicht mehr nur dafür da, um unseren Körper zu nähren. Deswegen nenne ich den Hunger, den wir da verspüren auch gerne SEELENHUNGER. Das ist auch der Grund, wieso du nicht heute einfach sagen kannst: „Ich ernähre mich jetzt intuitiv und beginne wieder auf meinen Körper zu hören“. Es liegen nämlich zu viele Gründe, und mittlerweile auch körperliche, unterbewusste und neuronale Gründe dahinter, wieso du das Essen so sehr „BRAUCHST“. Deswegen fühlt sich das alles oft an, wie ein Automatismus und wie ferngesteuert.

FRAGE 3:

Ich nehme mir immer und immer wieder vor, dass ab morgen alles anders wird. Manchmal schaffe ich es für eine Weile. Und dann falle ich zurück. Wieso ist das so und was kann ich dagegen tun?

Weil wir mit den Vorhaben auf der „Tagebewusstseinsebene“ bleiben aber die Gründe, wieso wir das Essen so sehr brauchen auf der „Unterbewusstseinsebene“ liegen. Um das nochmal tiefer zu verstehen, kannst du dir auch super gerne nochmal die Podcast Folge 16 dazu anhören. Auf jeden Fall bleiben wir in der Regel auf der Tagebewusstseinsebene und versuchen uns hier Dinge vorzunehmen. Wichtig an dieser Stelle ist auch noch zu verstehen, dass alle Entscheidungen vom logischen Verstand vom Neocortex gesteuert werden. Das ist ein Teil im Gehirn, mit dem wir uns logisch erklären können: „Wenn ich jetzt nicht all die Lebensmittel esse, die mir nicht guttun, dann wird es mir morgen gut gehen. Dann werde ich stolz auf mich sein, mir wird es körperlich viel besser gehen. Ich bleibe mir selbst treu. Erreiche mein Ziel etc.“ Dieser Teil ist allerdings ab einem gewissen Grad an Stress in unserem Körper nicht mehr richtig aktiv. Und mit Stress meine ich auch all den emotionalen Stress, die vorhin angesprochenen nicht aufgearbeiteten Seelenthemen, den Selbsthass, die Glaubensmuster, die wir von uns selbst haben usw. Wenn hier also zu viel emotionaler oder natürlich auch körperlicher Stress aktiv ist, schaltet unser Gehirn in den Teil des Gehirns über, das eigentlich fürs Überleben zuständig ist. Das nennt sich das Reptiliengehirn. Hier wirst du sozusagen nur noch dazu gedrängt, dich wieder in einen angenehmen Zustand zu bringen, damit der emotionale Stress aufhört. Sobald dieser Teil also aktiv ist, kannst du nicht mehr richtig, die bewussten und logischen Entscheidungen aus dem Neocortex treffen, weil du dich in einem Überlebenszustand befindest. Deswegen hast du in diesem Zustand das Gefühl wie ferngesteuert zu sein.

FRAGE 4:

Ich hatte früher alles im Griff, habe alles konsequent durchgezogen und war so diszipliniert. Ich will dahin zurückkommen, aber es klappt einfach nicht mehr.

Auch das kenne ich sehr gut. Ich war früher sehr diszipliniert und hatte auch Zeiten, in denen ich sogar kaum was gegessen habe. Es gab Zeiten, da habe ich Challenges mit anderen Essgestörten Frauen gemacht und wir das Ziel war, wer die wenigsten Kalorien zu sich nahm. Ich lag damals meistens so bei 400-500 Kcal. Das hätte ich in den Zeiten meiner Fressanfälle niemals mehr geschafft und ich hatte damals die gleichen Fragen im Kopf: Wieso habe ich das früher geschafft und wieso schaffe ich es nicht mehr?

Du hattest damals sehr wahrscheinlich noch nicht die starken Verknüpfungen von Essen und Emotionen. Zwar war es bei mir so, dass ich als Kind auch schon sehr viel gegessen habe, und auch in meiner Jugend habe ich Essen mit sehr viel Glück verbunden. Aber der wirkliche Halt, das Gefühl von purem Lebensglück, die innige Beziehung, die ich zum Essen aufgebaut habe, das Geheimnis „Essen“ kam besonders mit meinen Fressanfällen und dem Gefühl der Erlösung in dem Moment. Hier sind sehr sehr tiefe Verknüpfungen entstanden. Mein Körper und meine Seele haben sich danach immer wieder nach dem Gefühl gesehnt. Ich habe das Essen ab dann wirklich „gebraucht“. Ein Grund dafür, wieso wir so extrem streng und diszipliniert sein können, ist der Glaube daran, dass es uns endlich richtig gut geht und wir glücklich sind, wenn wir dann endlich diese Figur erreicht haben. Oft ist es so, dass wir diesen Punkt schon unzählige Male versucht haben zu erreichen und leider doch immer wieder feststellen mussten, dass wir doch nicht zufrieden und glücklich sind. Da trifft natürlich eine gewisse Ernüchterung ein. Auch wenn wir in unserem Kopf immer noch das gleiche Ziel haben und auch immer noch denken, dass wir glücklich sind: sobald wir diese Figur erreicht haben, ist uns schon in unserem Unterbewusstsein klar, dass es vielleicht eine Lüge ist, die wir uns hier erzählen. Wir fangen an, an uns und unseren eigenen Worten, zu zweifeln. Wir verlieren also irgendwo an Zuversicht, kennen nur keinen anderen Weg, glücklich zu werden und halten uns dann schließlich doch daran fest.

FRAGE 5:

Welche unerfüllten Bedürfnisse verstecken sich (am meisten) hinter der Essstörung?

Die Themen sind natürlich individuell aber im Allgemeinen ist es LIEBE. Der Grund für den Mangel an Liebe, befindet sich auf verschiedenen Ebenen. Um das richtig zu verstehen, muss ich ein bisschen tiefer in die Psychologie und in unsere Vergangenheit gehen. Wir bekommen zum Beispiel schon sehr früh beigebracht, wie wir zu sein haben, wie wir liebenswert sind und wie nicht. Welche Charaktereigenschaften geduldet werden und welche nicht. Auch wenn unsere Eltern oder Bezugspersonen es gut mit uns gemeint haben und sogar, wenn sie unfassbar liebevoll mit uns umgegangen sind, haben wir dadurch schon sehr früh das Gefühl bekommen, dass wir nicht einfach für unser pures Sein geliebt werden, sondern Erwartungen erfüllen müssen. Dadurch haben wir uns weit von unserem eigentlichen Wesenskern abgetrennt und heute oft sogar die komplette Beziehung zu uns selbst verloren. Wir sagen uns heute all diese Dinge oft selbst: Dass wir nur liebenswert sind, wenn wir so und so sind. Das führt dazu, dass wir in einem ständigen Kampf mit uns selbst stehen. Dieser Schmerz in uns kann sehr sehr stark sein und Essen und das Thema Körper können uns hier viel Halt geben. Auch wenn es uns oft paradox vorkommt, weil es uns ja auch so sehr leiden lässt… Aber denk mal drüber nach… wir wollen es trotzdem irgendwie nicht richtig zu 1000% abgeben, weil es uns von dem Schmerz in uns ablenkt und das sogar sehr gut…

Ein weiterer Grund sind Trauma und Entwicklungstrauma. Hör dir dazu gerne auch nochmal meine Podcast Folge 38 an. Im Gegensatz zu Traumata sind wir uns häufig über Entwicklungstraumata nicht wirklich bewusst, weil hier nicht ein großes Ereignis stattgefunden hat, sondern viele kleine Verletzungen, die aber trotzdem dafür gesorgt haben, dass unser Nervensystem sehr oft, manchmal sogar dauerhaft, sehr hochgefahren ist, und wir uns eigentlich in eine Art Überlebenszustand befinden. Essen kann unser Nervensystem beruhigen und unser ganzes System drängt uns zum Essen.

Etwas, dass auch in diesem Zusammenhang wichtig ist, ist KONTROLLE. Denk mal einmal an den Zeitpunkt zurück, an dem alles begonnen hat. Sehr wahrscheinlich hast du dich an einem Punkt befunden, an dem es dir nicht gut ging. Vielleicht hast du dich in eine Art Ohnmachtssituation befunden. Also eine Situation über die du keine Kontrolle hattest. Bei mir war es, zum Beispiel, die Trennung meiner Eltern. Dann suchen wir zum einen nach einer Ablenkung, um zum anderen etwas, was uns Halt gibt und was wir kontrollieren können. Oft beginnen wir dann eine Diät, die immer irgendwann in einem Kontrollverlust endet. Natürlich versuchen wir die Kontrolle zurück zu bekommen und der Kreislauf beginnt. Zusätzlich ist es so, dass wir nie gelernt haben uns überhaupt selbst Liebe zu schenken. Wir alle aber brauchen Liebe. Also suchen wir verzweifelt die ganze Zeit im Außen nach dieser Liebe. Wir befinden uns in einer emotionalen Not und sind abhängig von dieser Liebe im Außen. Dafür tun wir gerne ALLES. Da wir unterbewusst denken, nicht liebenswert zu sein, denken wir nur gut genug zu sein, wenn wir gut aussehen usw. Da uns jemand diese Liebe allerdings niemals geben kann, die wir eigentlich suchen, bleiben wir in einer ewigen Suche.

Noch ein Grund sind die, wie vorhin schon angesprochenen Verknüpfungen von Essen und Emotionen. Wenn das passiert ist und du heute eine unschöne Emotion empfindest, ist dein System automatisch daraus ausgerichtet, das Gefühl wieder los zu werden und braucht das Essen zur Regulierung. Ein weiterer Punkt ist schlichtweg die fehlende Beziehung zu uns selbst. Oft kennen wir uns kaum, wissen nicht was uns guttut und was nicht, wann wir gesteuert sind von Ängsten, alten Verletzungen und dem Gefühl nicht gut genug zu sein. Solange wir so weit weg sind von unserer eigenen Innenwelt, werden wir immer im Außen etwas brauchen, was uns Halt gibt. Es gibt so viele Gründe und ich könnte jetzt noch lange so weiter machen. Deswegen sage ich immer, dass der Heilungsprozess aus vielen verschiedenen Puzzlestücken besteht und es unfassbar wichtig ist, dass wir alle mit einbinden, wenn wir wirkliche Heilung erfahren wollen. Solange ein emotionaler Mangel in uns ist, werden wir suchen, was es uns im Außen füllen kann. Ein guter Punkt dafür ist das Essen und das hat unser System bereits sehr tief verinnerlich. Das ist auch ein Grund dafür, wieso wir nicht nur auf der emotionalen, mentalen und unterbewussten Ebene arbeiten müssen sondern auch auf der neuronalen. Denn unser ganzes System funktioniert heute so. Ganz automatisch.

Du siehst also, wie tief und individuell die Themen zu bearbeiten sind. Wir können dieses Format gerne zwischendurch mit aufnehmen, wenn euch das geholfen hat. Gebt mir dazu sehr gerne ein Feedback.

Ansonsten starten wir, wie bereits erzählt, am 19.10.2020 die nächste Soulfood Runde, wo wir all diese Themen sehr intensiv zusammen bearbeiten und eine tiefe emotionale Reise gemeinsam gehen. Alle 3 Monate machen wir das mit einer kleinen ausgewählten Runde von Frauen, um endlich Frieden in all den Themen zu finden. Wenn du also dabei sein möchtest, bewirb dich gerne über meine Website. Natürlich ganz unverbindlich. Im nächsten Step finden wir dann gemeinsam raus ob Soulfood das Richtige für dich ist.

Ich freue mich auf deine Bewerbung und wünsche alle anderen noch einen ganz tollen Sonntag.

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