Im letzten Artikel haben wir über den Grund gesprochen, wieso wir dem Sportzwang verfallen oder auch, wieso wir Sport so sehr ablehnen. Es freut mich erstmal von Herzen, dass so viele sich hier wieder finden konnten und dass ich euch hier schonmal neue Denkanstöße geben konnte. Solltest du den Artikel noch nicht gelesen haben, lese ihn dir am besten nochmal durch, da dieser Artikel auf den letzten aufbaut.
Heute möchte ich mit dir darüber sprechen, wie ich es geschafft habe ein ganz neues Gefühl zum Sport aufzubauen und möchte dir gleichermaßen auch davon berichten, wie heute meine Beziehung zum Sport aussieht und dir einen kleinen Einblick in mein Sportverhalten heute geben.
Nicht der Sport oder das Essen sind das Problem
Also, wir haben beim letzten Mal festgestellt, dass es nicht so einfach ist an einem Punkt, an dem wir sowieso einen Zwang oder Hass gegen Sport aufgebaut haben, plötzlich zu sagen, dass wir jetzt Freude mit Sport verbinden möchten. Die Verknüpfungen und Gründe hierfür sind viel zu tief und viel zu gefestigt. Solange wir uns nicht die Hintergründe dafür anschauen, können wir uns höchstens ein bisschen selbst verarschen und belügen. Aber mit einem echten Gefühl von Freude hat das nicht viel zu tun.
Ich stand also damals an einem sehr ähnlichen Punkt wie mit dem Essen. Ich wünschte mir Balance und Frieden. Ich sehnte mich so sehr danach all die Zwanghaftigkeiten abzulegen und stattdessen Spaß an einer gesunden Ernährung und Sport zu haben. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie andere damit so entspannt umgehen konnten, denn bei mir hat es nie funktioniert.
Meine Antwort, wie ich darauf gekommen bin, finden wir eigentlich schon im ersten Teil. Ich habe zuerst erkennen dürfen, dass es gar nicht um den Sport oder um das Essen ging. Es ging vielmehr darum, dass ich mich selbst nicht mochte und dachte über die Veränderung von meinem Körper einen Punkt zu erreichen, an dem ich mich mögen könnte. Ich habe also eigentlich mit jedem Sport- und Diätplan eigentlich gehofft, einen Punkt zu erreichen, an dem ich mich nicht mehr ablehnte. Das Problem war also gar nicht das Essen oder der Sport, sondern der Grund, wieso ich mich so ablehnte. Mein zwanghaftes Verhalten war lediglich ein Resultat dieses Themas. Dadurch, dass ich den Sport oder die Diäten so missbraucht hatte, hatte ich auch hier meine ganze Hoffnung reingelegt, zufrieden und glücklich zu werden.
Das wiederum bedeutete unterbewusst für mich: Wenn ich keinen zwanghaften Sport machte, konnte ich nicht den Punkt erreichen, an dem ich mich annehmen konnte. Das Problem hier war also auch wieder: Wieso lehnte ich mich so ab? Die Ursprünge hierfür gehen ziemlich tief, wie du vielleicht aus anderen Artikeln bereits kennst.
Mir wurde also klar: Erst wenn ich das Gefühl von Wert mit der Vorstellung des perfekten Körpers entkoppelte, konnte auch Sport mit einem neuen Gefühl verbunden werden!
Loslassen geht immer dem NEUEN voraus
Der Platz war sozusagen schon besetzt. Stellen wir uns das ganze mal bildlich vor und übertragen das auf ein anderes Thema. Stell dir vor, du bist in einer unglücklichen Beziehung. DU bist super unzufrieden und unglücklich und weißt definitiv, dass er nicht der Richtige für dich ist. Doch statt loszulassen, um dich für neues zu öffnen, hältst du krampfhaft an ihm fest. Der Platz an deiner Seite ist damit besetzt. Das bedeutet, LOSLASSEN geht immer dem NEUEN voraus.
Also der erste Schritt ist ein sehr großer Schritt aber ein sehr wichtiger: Stell dir die Frage, wieso du dich selbst so sehr ablehnst, und arbeite mit den Punkten, um ein neues Gefühl zu dir selbst aufzubauen. Das ist unsere Grundlage und unsere BASIS für alles. Natürlich funktioniert das nicht einfach so und ist morgen anders. Das Ganze ist ein Prozess und ein Weg, auf den du dich aber unbedingt machen solltest, wenn du echte FREUDE und echten FRIEDEN erlangen möchtest.
Um also nochmal auf mich zurückzukommen: Für mich hat sich alles geändert (sowohl beim Thema Essen als auch beim Sport), als ich tiefer gegangen bin und mir den Ursprung angeschaut habe, statt das Symptom verändern zu wollen. Ich betone hier nochmal, dass dies nicht von jetzt auf gleich passieren kann und du ganz plötzlich glücklich sein wirst. Stattdessen wirst du erst einmal mit deinen Schattenseiten in Kontakt kommen, die dir zeigen, was EIGENTLICH geheilt werden möchte. Aber genau DAS ist gleichermaßen das wunderschöne und gehört zu deiner inneren Reise.
Der nächste Schritt beinhaltet, die Kontrolle abzugeben. Wie wir im letzten Artikel bereits festgestellt haben, hängen die Themen Diät und Sport sehr häufig mit dem Thema Kontrolle zusammen. Deshalb sollte das Thema unbedingt mit betrachtet werden. Bei mir haben beide Themen zu Zeiten in meinem Leben begonnen, in denen ich starken Kontrollverlusten ausgesetzt war. Ich habe also vor allem in Situationen, die mir das Gefühl der Ohnmacht gaben, versucht an etwas festzuhalten und Kontrolle aufzubauen.
Denk also gerne mal drüber nach, in welchen Lebensbereichen du das Gefühl hast, keine Kontrolle zu haben oder wann das der Fall war. Das bedeutet, dass Sport sehr eng verknüpft war mit dem Gefühl von Kontrolle. Und genau damit habe ich mich selbst beschützt und dafür gesorgt, den Gefühlen der Ohnmacht nicht zu begegnen. Wir erinnern uns, dass wir zuerst etwas loslassen dürfen, bis wir etwas Neues aufbauen.
Wir können es als Anstrengung betrachten oder als Hingabe.
Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass ich mich den Weg der Heilung HINGEBE. Deswegen konnte ich nach und nach immer mehr Mitgefühl für mich empfinden und die Situation und Phase genauso akzeptieren, wie sie ist. Nach einer ganzen Weile, in der ich die Situation und mein Verhalten voll und ganz akzeptieren und annehmen konnte, spürte ich ganz automatisch wieder, wie mein Körper mir das Bedürfnis sendete, mich zu bewegen. Ich wusste auch, dass es zu früh war, wieder ins Fitnessstudio zu gehen und es fühlte sich auch nicht richtig an. Ich suchte also nach etwas, das weniger mit Kontrolle verbunden war und stattdessen mich auch auf meinem seelischen Weg begleitete und kam zum Yoga. Yoga konnte sich perfekt in meinen neuen und bewussten Lebensstil integrieren, indem ich gelernt hatte, meinen Körper zu fühlen und ihm zuzuhören, statt ihn zu quälen.
So begann meine LIEBE zum Yoga. Ich habe hier erkannt, dass Yoga viel mehr als eine Sportart ist, sondern eine Lebensphilosophie – und sie entsprach meinem Herzen. Yoga war für mich wieder der Einstieg, aber auf einem völlig neuen Fundament aufgebaut. Dafür war es unumgänglich, dass ich mein altes Fundament, das auf Selbsthass, Strenge und Kontrolle aufgebaut war, losließ und so zusammenfallen lassen konnte. Erst dann war Raum für etwas neues und ich konnte ein neues Fundament aufbauen. Auf diesem neuen Fundament fühlt sich alles anders an. Heute habe ich Freude an sehr vielen Sportarten. Egal ob Yoga, Joggen, Powerworkouts, Skaten, Trampolin springen und vieles mehr. Das wäre früher auf meinem alten Fundament niemals möglich gewesen. Heute mache ich Sport nicht mehr, weil ich mich ablehne, sondern weil es mir guttut.
Du siehst also, wieso es mir wichtig war, dass Thema wirklich in der Tiefe zu besprechen, um dir eine richtige Antwort geben zu können, wie man wieder Freude mit Sport aufbaut. Auch hier darf ich also wieder nur sagen: Ich wünsche dir unfassbar viel Freude auf deinem inneren Weg, auf dem du dir selbst begegnest, beginnst Kontrolle loszulassen und ein neues Gefühl zu deinem Körper entwickelst. Vor allem aber, ein ganz neues Fundament aufbaust, auf dem dein ganzes Leben dann stehen wird – denn das Thema betrifft NIE nur unseren Körper. Denk immer dran: Der Kampf mit unserem Körper ist nur ein AUSDRUCK für viel tiefere Themen.
Ich schicke dir unendlich viel Kraft auf deinem Weg. Wie immer kannst du mir sehr gerne bei Instagram schreiben, wenn du Fragen oder Wünsche hast.
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