Ich möchte heute darüber sprechen, wieso Yoga mir dabei geholfen hat, wieder eine tiefe Verbindung zu mir und meinem Körper aufzubauen. Mittlerweile ist Yoga ein fester Bestandteil meines Lebens geworden und ich könnte mir überhaupt nicht mehr vorstellen, Yoga einmal aus meinem Leben zu streichen.
Das war aber nicht immer so. Bevor ich Yoga verstanden habe, hat es mir nicht wirklich viel geben können. Ich kann mich noch gut an meine ersten Yogastunden erinnern. Ich wollte damals eigentlich nur damit anfangen, weil das Thema immer populärer wurde und ich dachte, dass ich es deshalb auch mal testen sollte.
Da hatte ich natürlich direkt mit einem Yoga-Kurs für Fortgeschrittene angefangen, weil ich dachte, dass ich doch wohl fit genug sei, um das zu schaffen. Ich wollte mich nicht langweilen, sondern meinen Körper herausfordern. So wie im Krafttraining eben auch. Ich wollte, dass es auch was „bringt“, wenn ich mir schon die Zeit dafür nehme. Erst sehr viel später habe ich verstanden, dass dieses „etwas bringen“ auf einer ganz anderen Ebene stattfindet. Deshalb habe ich damals auch nur ein paar Mal Yoga ausprobiert, es hat einfach nicht gezündet und dann habe ich mich wieder dem Krafttraining hingegeben.
Es hat dann nochmal eine lange Zeit gedauert, bis ich wirklich „bereit“ für Yoga war. Da ich immer noch beobachte, wie viele den gleichen Weg gehen, den ich damals auch gegangen bin, verstehe ich also nur zu gut, wieso Yoga bei so vielen einfach nicht zündet.
Deswegen möchte ich heute gerne tiefer über die Yoga-Philosophie sprechen. Denn wie bei Allem können der Blickwinkel auf eine Sache oder ein Thema ALLES verändern. Unser ganzes Gefühl kann sich ändern, je nachdem wie wir darüber denken. Ich möchte dir in diesem Beitrag also näherbringen, dass Yoga mehr als nur eine Sportart oder lediglich eine Abfolge von Positionen – den sogenannten Asanas – ist.
Yoga ist im Prinzip eine Lebensphilosophie und kann einem dabei helfen „Störungen“ im Geist zu überwinden und zu wahrer Erkenntnis über sich und die Welt zu gelangen. Ich weiß, das hört sich jetzt krass an, wenn man sich noch nie wirklich mit Yoga beschäftigt hat, aber ich werde dir erklären wieso das so ist und wie das gemeint ist.
Yoga beschreibt nämlich die Lenkung des Körpers durch den Geist und eigentlich handelt es sich bei Yoga um eine Art Selbstfindungslehre. Damit ist Yoga eigentlich für Jeden etwas, der an der persönlichen Entwicklung von Körper und Geist interessiert ist. Es geht also gar nicht darum, seinen Körper zu stählen und zu äußerlich zu „perfektionieren“, sondern es geht hier vor allem um ERFAHREN und FÜHLEN.
Im Yoga geht es also darum, sich wieder zu erkennen und zu fühlen. Aber das ist eben nur dann möglich, wenn man die Hintergründe von Yoga versteht und nicht einfach nur stupide irgendwelche Körperübungen ausübt und dabei denkt, man könne dadurch irgendwann besser aussehen oder sogar abnehmen. Yoga gibt einem also die Möglichkeit, eine Verbindung zu sich und zu allem anderen herzustellen.
Ähnlich wie in der modernen Psychologie wird im Yoga eigentlich die Funktionsweise des Geistes beschrieben. Es geht also darum, welche Hindernisse, Schwierigkeiten und Störungen in unserem Geist auftreten können, die Selbsterkenntnis und reflektiertes Handeln verhindern. Nur meistens sind wir uns dessen nicht bewusst und wenn, dann haben wir keine Ahnung, wie wir damit umgehen sollen.
Um den Geist frei zu bekommen spricht man im Yoga vom achtgliedrigem Pfad. Wenn wir diesen Pfad gehen, lassen sich die Ursachen unseres Leidens erkennen und verändern. Und nur wenn wir anfangen zu erkennen und damit zu arbeiten, anstatt zu verdrängen, können wir uns wirklich in der Tiefe kennenlernen und schließlich innere Freiheit erlangen.
Aber was genau meine ich damit?
Du kennst das mit Sicherheit auch. Deine Gedanken springen hin und her und du bist dabei meistens in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Auch das ist uns in den meisten Fällen kaum bewusst, weil es so normal für uns geworden ist. Wenn du aber beginnst deine Gedanken wirklich zu beobachten, wird dir genau das auffallen. Wir sind sehr selten im Hier und Jetzt. Sehr selten im bewussten Fühlen und Wahrnehmen. Meistens werden wir einfach von einem Gedanken, der auf den anderen trifft, bestimmt und gelenkt, ohne, dass wir uns bewusst dafür entscheiden.
Die Gedanken sind durch tiefsitzende Gedankenmuster, Konditionierungen und Gewohnheiten entstanden. Dadurch, dass die Gedanken die ganze Zeit über aktiv sind, ist es sehr schwer sie zu durchbrechen und aus dem Kopf zu bekommen. Dadurch ist es sehr schwer im Hier und Jetzt zu sein, wir konzentrieren uns fast nie auf den Augenblick, sondern beschäftigen uns meistens mit vielen Dingen parallel. Gleichzeitig interpretiert unser Geist dann auch automatisch alles, was geschieht und bewertet es. Die Bewertung wiederum richtet sich nach unseren Gedankenmustern, unseren Glaubenssätzen, unseren Gewohnheiten und unseren Konditionierungen.
Das bedeutet, dass unser Geist in den meisten Fällen sehr unruhig ist. Dadurch sind in der Regel auch alle unsere Handlungen oftmals unkonzentriert und unreflektiert. Wenn wir also wirklich wieder ins Bewusstsein kommen wollen, ist es unabdingbar, einen klaren Geist zu bekommen. Also einen Geist, der zur Ruhe kommen kann. Denn ohne einen ruhigen und reflektierenden Geist ist es fast unmöglich sich selbst zu erkennen, zu verstehen und zu verändern.
Und um unseren Geist zur Ruhe zu bekommen, wurde eben im Yoga der achtgliedrige Pfad entwickelt. Bevor ich den jetzt erkläre, eine Sache vorweg: Der Geist wird dabei nie komplett zur Ruhe kommen aber wir können lernen uns von ihm zu lösen um uns nicht mehr mit ihm zu identifizieren. Ich werde hier natürlich nicht die komplette Yoga-Philosophie aufnehmen können, da ich über jeden der jetzt folgenden Punkte einen ganzen Beitrag schreiben könnte. Aber ich werde dir mal einen groben Überblick geben:
Der achtgliedrige Pfad setzt sich mit 8 großen Themen auseinander:
Der erste Pfad handelt vom Umgang mit der Umwelt, der Zweite vom Umgang mit sich selber, der Dritte vom Umgang mit dem eigenen Körper, der Vierte vom Umgang mit dem Atem, der Fünfte vom Umgang mit den Sinnen, der Sechste vom Umgang mit dem Geist, der Siebte beschäftigt sich mit der Konzentration und der Achte mit der Meditation. Laut der Philosophie führt das Zusammenspiel dieser acht Pfade zur inneren Freiheit.
Und wenn man richtig hinsieht, dann kann man eben erkennen, dass all diese Themen im Yoga vereint werden. Doch ist der Weg dorthin ist natürlich ein Prozess, denn es handelt sich wie gesagt um eine komplette Lebensphilosophie.
Früher wusste ich all das natürlich nicht. Das war der Grund, weshalb ich Yoga auch einfach nicht fühlen konnte. Ich hatte eine völlig falsche und andere Erwartung. Doch als ich all das irgendwann gelernt und verstanden habe und dann auch wirklich angefangen habe, Yoga mit diesem Hintergrundwissen zu praktizieren, konnte ich spüren, wie all die soeben angesprochenen Themen bei mir stärker wurden. Erst dann kann man fühlen, wie sich der Umgang mit dem eigenen Körper verändert, wieviel bewusster man mit dem Atem umgeht, wie sehr die eigenen Sinne geschärft werden, wie viel Bewusstsein man über die eigenen Gedanken erlangt, wie man lernen kann seinen Körper und seinen Geist ohne Kampf zu beherrschen und wie man stattdessen wieder lernt, deren Verbindungen aufzubauen.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Yoga einem zeigen kann, wie man generell bewusster lebt. Vorausgesetzt natürlich man betrachtet Yoga nicht einfach nur als Sportart oder als Form der Mobilisation, sondern eben als Lebensphilosophie.
Yoga bedeutet unter anderem auch einen neuen Umgang mit seinem Körper zu erlernen. Und damit ist nicht nur die Zeit während des Praktizierens gemeint, sondern auch, wie wir im Alltag mit unserem Körper umgehen. Wie pflegen wir unseren Körper? Die Hygiene spielt auch im Yoga eine wichtige Rolle. Wie behandeln wir unseren Körper im Allgemeinen? Halten wir unseren Körper rein oder „vergiften“ wir ihn mit schädlichen Inhaltsstoffen aus der Ernährung, mit Nikotin, Alkohol usw. Auch die Ernährung bildet eben einen wichtigen Teil der Yoga-Philosophie. Im Yoga geht es also auch viel darum, wie rein wir unseren Körper und unseren Geist halten. Aber auch der direkte Umgang mit seiner Umgebung gehört dazu. Also die Menschen, mit denen du dich umgibst, deine Wohnung etc. Durch Yoga öffnest du dich also für eine ganz neue, bewusste Lebensweise.
Ich sehe heute zum Beispiel alles in Form von Lebensenergie. Alles, was ich zu mir nehme, die Menschen in meinem Leben, jede Situation, meine Gedanken… ALLES gibt mir entweder Energie oder nimmt mir sie. In einem anderen Blogbeitrag spreche ich ausführlich über dieses Thema, falls du da nochmal genauer nachlesen möchtest.
Yoga steht aber auch für das Thema Willenskraft und geht so viel weiter als eine Asana gerade auszuhalten, obwohl die Muskeln schon brennen. Es geht darum den Vorteil des Schmerzes gerade in diesem Moment schon zu sehen. Es geht um Vertrauen. Es geht darum weiter zu denken und darauf zu vertrauen, dass dieser Schmerz dich gerade stärkt. Yoga hilft dir also zum Beispiel auch aus der Opferrolle herauszukommen und dich voll und bewusst auf dich und auf das, was du möchtest, zu konzentrieren. Yoga hilft dir zu verstehen, dass Schmerz nicht grundsätzlich schlecht ist sondern einen tiefen Sinn hat. Wie Alles im Leben.
Und trotzdem lernst du gleichzeitig deine Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Mir war das Wohlbefinden meines Körpers zum Beispiel ziemlich lange egal bzw. eigentlich habe ich nie wirklich tiefer darüber nachgedacht. Mir ging es eigentlich immer um mein Äußeres. Um meine Optik. Dafür habe ich meinem Körper sehr geschadet. Im Yoga habe ich dann gelernt ihm wieder die Achtung zu schenken, die er verdient. Wieder zu fühlen, was ihm gut tut und ihn gleichzeitig zu fordern.
Yoga hilft dir außerdem dabei deine Gedanken zu beobachten und zu erkennen, wie stark dein Ego ist und wie du es schaffst, dich nicht mehr so stark mit ihm zu identifizieren. Dein Ego beschreibt einfach gesagt deine destruktiven Gedanken. Du lernst dich wieder abseits dieser Gedanken zu erkennen und dich bewusst für DICH zu entscheiden, ohne von deinen Glaubensmustern, Konditionierungen, Ängsten usw. beeinflusst zu werden.
Du lernst außerdem vom Kopf in den Körper zu gehen. Ich hatte somit durch Yoga das erste Mal wieder aktiv das Gefühl mit meinem Körper verbunden zu sein.
Du siehst also, dass Yoga sehr viel mehr ist als nur eine Sportart. Wenn wir Yoga wirklich verstehen, kann es unsere komplette Weltsicht verändern, uns zurück in die Selbstfürsorge und damit zu einer tiefen Verbindung zwischen unser Seele und unserem Körper führen.
Ich hoffe, ich konnte dir das Ganze etwas näherbringen und du verstehst, weshalb ich heutzutage so ein riesen Fan von Yoga bin. Ich kann dich nur dazu ermutigen, dich auch mal damit zu befassen und zu versuchen, Yoga mit diesem Hintergrundwissen zu betrachten.
Schreibe mir wie immer gerne, falls du Fragen hast!
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