In diesem Artikel möchte ich berichten was die häufigste Ursache einer Essstörung ist. Diese Erfahrungen stammen von mir selber und meinen langjährigen Essstörungen, von meinen Klienten und vielen Gesprächen mit damaligen Gleichgesinnten.

Ich glaube, dass den meisten gar nicht bekannt ist, wieso sie sich eigentlich in dieser unschönen Situation befinden. Ich versuche mit diesem Artikel etwas mehr Klarheit in dieses Thema zu bringen und den ein oder anderen dazu zu bewegen, nachhaltig eine Veränderung schaffen zu können.

Uns ist wohl allen bekannt, dass eine Essstörung häufig die Ursache von psychischen Problemen ist. So ist es häufig der Fall, dass vor allem junge Mädchen in ihrer Jugend in eine Essstörung geraten. Nach außen hin sieht es so aus, als könnten sie ihren Körper einfach nicht akzeptieren und würden sich Schönheitsideale suchen, denen sie hinterherrennen. Dieses Verhalten wird dann oft als Phase abgetan. Wir geben den Medien die Schuld, sie würden falsche Ideale vermitteln und eine irreale Vorstellung von Schönheitsidealen zeigen. Das kann auch in einigen Fällen so sein.

Wieso aber ist es so, dass sehr viele dieser betroffenen Mädchen diese Probleme noch weit in ihr Erwachsenen-Dasein mitnehmen? Hierbei wird völlig die Tatsache ignoriert, dass schon vorher etwas in der Psyche der Jugendlichen nicht in Ordnung zu sein scheint, wenn sie überhaupt glauben, sie müssten diesen Idealen entsprechen. Sie scheinen schon da den Glaubensansatz zu haben, sie müssten ein besserer Mensch werden. Kein glücklicher, sich selbst liebender und zufriedener Mensch fällt in eine derartige Essstörung, nur weil er Menschen sieht, die einem anderen Schönheitsideal entsprechen.

Ein unendlicher Drang nach Perfektion

Wieso denken wir, dass wir nicht gut genug sind, um geliebt zu werden?

Häufig ruht die Ursache dieser Entscheidungen, sich zu verändern und der Wunsch nach einem besseren Körper und damit einem scheinbar besserem ICH, viel tiefer. Ich habe an meinen eigenen Erfahrungen und vielen Gesprächen mit Menschen mit ähnlichen Problemen feststellen können, dass vor dem Problem der Essstörung ein anderes Problem steht: das eigentliche Problem.

Diese Menschen befanden sich zu Beginn ihrer Essstörung in Situationen, bewusst oder unbewusst, mit denen sie nicht klarkamen. Situationen, in denen sie nicht die Macht besaßen, diese zu ändern und sich hilflos fühlten. Deswegen passiert es so oft, dass Jugendliche bei der Trennung der Eltern oder bei unschönen Familienverhältnissen, bei Überforderung in der Schule, oder als Opfer von Mobbing in Essstörungen reingeraten.

Bei dem primären Problem, dem Hauptproblem sind diesen Menschen die Hände gebunden und sie fühlen sich hilflos und ohnmächtig. Neben dem Gefühl der Wertlosigkeit und dem Versuch irgendwie ein besserer Mensch mithilfe einer besseren Optik zu werden, um schließlich geliebt zu werden, stülpen sie also automatisch ein sekundäres Problem über das primäre Problem. Das Hauptproblem rückt hierbei in den Hintergrund und der Fokus liegt plötzlich auf dem sekundären Problem, über dem sie dann die Kontrolle besitzen. Plötzlich liegt es in ihrer eigenen Hand, wie die Situation ausgeht und sie haben wieder das Gefühl, selber etwas verändern zu können. In dem Fall verändern sie also die Optik ihres Körpers, erhalten dadurch wieder das Gefühl von Macht und lösen damit automatisch das Gefühl der Ohnmacht.

Und genau da ist dann der Punkt, an dem wir in eine Sucht fallen und wir uns nicht mehr von der Situation lösen können. Wir sind nicht mehr bereit diese Gefühle aufzugeben. Denn diese geben uns Halt und Kontrolle und lenken uns vor allem von dem eigentlichen Problem ab.

Es ist doch so viel leichter sich mit dem Essen oder halt auch dem Nicht-essen zu beschäftigen, als in die eigentliche Leere unseres Herzens hineinzuschauen. Statt sich also Gedanken darüber zu machen, dass wir in unseren Augen ein Niemand sind, machen wir uns nun Gedanken darüber, ob der Apfel jetzt dick macht oder welche Sporteinheit uns noch definierter aussehen lässt. Eine Essstörung kann natürlich auch in die komplett andere Richtung gehen, wenn wir Essen als Trost nutzen, um uns nicht mit unseren Problemen beschäftigen zu müssen. Anstatt mit der Leere alleine zu sein, füllen wir diese mit Essen und lenken uns natürlich wieder ab. Wir nehmen also zu und schlüpfen in einen Körper, den wir nicht leiden können. Auch hier erschaffen wir uns wieder selber ein Problem, indem wir immer wieder neue Diäten ausprobieren, immer wieder an ihnen scheitern und uns schließlich Gedanken über unsere körperlichen Beschwerden machen.

Das Essen oder der Körper waren nie die Ursache

Wir haben also angefangen zu denken, dass wir erst leiden und uns quälen müssen und es dann einen Tag X geben wird, an dem alles besser wird. Wir haben also eine Scheinsituation erschaffen, von der wir glauben, dass es einen Tag X gibt, an dem es UNS besser geht. Eine Situation, die es vorher in der scheinbar ausweglosen Situation nicht gab. Denn bei unserem eigentlichen Problem saßen wir nur in der tiefen Leere und hatten keinen Tag X in Aussicht.

Dabei war niemals das Essen oder das Übergewicht das Problem, es waren nie die scheinbar zu dicken Oberschenkel oder der zu dicke Bauch. Wir machen ein riesen Tamtam um unser Essverhalten, der scheinbar fehlenden Disziplin, den Fressanfällen, den vielen Diäten oder dem zwanghaften Training und erheben es zum zentralen Problem. Dabei ging es NIE um dieses Thema. Es ging eigentlich IMMER um das Gefühl der Leere und der Unzufriedenheit. Eine Essstörung ist also im Endeffekt ein selbst erzeugtes Problem, um sich nicht mit dem eigentlichen Problem auseinandersetzen zu müssen.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass ich jetzt extreme Arten von Essstörungen angesprochen habe. Jedoch sehe ich jede Form des angespannten Verhältnisses zum Essen als eine Form der Essstörung. Immer, wenn sich unser Essen und die Beziehung zu unserem Körper nicht in einer vollkommenen Harmonie ausdrückt, handelt es sich um eine Störung unseres natürlichen Essverhaltens. Immer, wenn wir das Thema zu einem Problem machen oder sich unsere Gedanken ständig um Essen drehen, ist es eine Form der Essstörung. Es gibt verschiedene Ausmaße von Essstörungen, aber letztendlich gibt es wenige Menschen, die auf ihr natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl hören. Eine Essstörung beginnt also schon bei dem zwanghaften Bedürfnis nach Schokolade abends auf der Coach und dem Essen ohne Hunger.

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Die meisten Essstörungen haben eine ähnliche Ursache. Du musst nur lernen dein Verhalten zu erkennen und zu analysieren, um es anschließend ändern zu können…

Also, was ist dein Grund, wieso du hungerst, bei Kummer oder Langeweile isst oder zwanghaft Sport machst?

Erzähle es mir gerne!

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