Wieso wird der Entzug von Essen für eine seelische Befriedigung als Essstörung wahrgenommen, aber nicht die Befriedigung der Seele durch Essen?
Ist es nicht so, dass Übergewicht auch ein Zeichen einer Kompensation ist?
Zeigt Übergewicht nicht auch, dass kein normales, gesundes Verhältnis zum Essen vorliegt?
Ist Übergewicht wie Magersucht?
Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass es natürlich immer Ausnahmen gibt und es auch Erkrankungen gibt, die zu Übergewicht führen. Ich spreche hier aber die Menschen an, die aufgrund eines Kalorienüberschusses zu viel Gewicht mit sich herumtragen.
Wir fassen nochmal zusammen: Ein natürlich schlanker Mensch isst aus körperlichem Hunger. Er hört auf die Signale seines Körpers und ist im Einklang mit seinem natürlichen Hunger und seinem Sättigungsgefühl. Wenn dies der Fall ist, kann man sein Gewicht ohne Probleme halten und hat keinen seelischen Stress mit seinem Körper und dem Essen.
Ein übergewichtiger Mensch hingegen isst vor allem aus emotionalem Hunger. Aus Frust, Freude, Langeweile, Ablenkung, Trauer oder vielen anderen Gründen. Das spiegelt genau das Gegenteil von einem gesunden Essverhalten wieder. Und wie kennzeichnet sich eine Essstörung? Wie es der Name schon ausdrückt, bedeutet eine Essstörung, dass ein gestörtes Verhältnis zum Essen vorliegt. Das ist bei einem übergewichtigem Menschen definitiv der Fall.
Ich gehe hier sogar noch weiter. Ich habe dir bereits erklärt, dass der Auslöser einer Essstörung meist eine Situation ist, aus der der Betroffene nicht mehr herauszukommen scheint und in der er keine Lösung findet. In dem Fall der Magersucht erschafft sich der Betroffene ein direktes Problem, mit dem er sich von dem eigentlichem Problem ablenkt. Er erschafft ein prägnantes Thema in seinem Leben, auf das er sich konzentriert und einen Tag X, an dem alles besser zu werden scheint.
Bei einer übergewichtigen Person ist das Thema das Gleiche. Es ist nur etwas nach hinten verlagert worden. Der Betroffene beginnt beispielsweise aus Frust zu essen. So erschafft er sich ebenfalls ein Problem. Nämlich das Problem des Unwohlseins und den Wunsch abzunehmen. Wie viele Übergewichtige machen eine Diät nach der anderen, reden ständig über ihr Gewicht und damit ihre Probleme und rücken dieses Thema in den Mittelpunkt ihres Lebens?
Am Ende haben wir eines gemeinsam:
Somit stehen die Übergewichtigen, die Magersüchtigen, die Bulimie-Erkrankten und alle weiteren an dem gleichen Punkt in ihrem Leben: Sie haben sich ein Problem erschaffen, dass es eigentlich gar nicht gibt. Sie beschäftigen sich viele Stunden mit dem Thema, wie sie einen schöneren Körper bekommen um glücklicher zu sein. Sie eifern einem Tag X nach, an dem alles besser werden soll.
Keine der Personen wird jedoch diesen Tag X erreichen. Denn solange sie diese innere Unzufriedenheit haben und glauben, dass sie durch eine äußere Veränderung innere Ziele erreichen, werden sie nie den Punkt berühren, der sie eigentlich glücklich machen würde. Sie werden nie den Tag erreichen an dem sie zufrieden sind, weil sie unterbewusst wissen, dass sie dann ihrem nackten Ich gegenüber stehen. Wenn das Problem weg wäre, würden sie den Halt verlieren und die Illusion, dass es einen Tag X gibt.
Wieso ist es denn häufig so, dass viele Übergewichtige ihr ganzes Leben mit diesem Thema zu kämpfen haben? Oft sind es sogar nur 5-10 Kg, mit denen sie ihr ganzes Leben lang kämpfen. Mal nehmen sie zu, dann wieder ab. Dann starten sie eine Diät, scheitern wieder und ärgern sich über ihre mangelnde Disziplin. Aber warum?
Ich verrate es dir! Sie wollen dieses Problem unterbewusst gar nicht lösen, weil es zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden ist! Sie würden den Halt verlieren, den dieses Problem geschaffen hat. Würden sich der eigentlichen Leere stellen müssen und erkennen, dass es keinen Tag X gibt, der sie retten wird.
Unser aller eigentlicher Wunsch
Erkennst du jetzt, dass sowohl die Verweigerung von Essen, ständige Diätversuche aber auch der übermäßige Sport alle ein Ziel verfolgen und schließlich ein und dieselbe Ursache haben? Es geht darum, ein Bedürfnis zu stillen. Es geht um den Wunsch, glücklicher zu werden und um den Versuch, durch einen äußeren Faktor ein inneres Bedürfnis stillen zu können.
Wir versuchen über die Außenwelt etwas zu finden, was wir in unserem Inneren nicht finden können. Der tiefe Wunsch uns eigentlich näher zu kommen, uns zufriedener, geliebter und unbeschwerter zu fühlen.
Erzähl mir deine Geschichte und wir finden zusammen einen Weg.
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