Überall hören wir, dass wir uns selbst lieben sollen! Doch niemand erklärt uns, wie das gehen soll, was dafür zu tun ist und dass es vor allem ein langer liebevoller Weg dort hin ist.
Dieser Beitrag beruht auf vielen Gesprächen, die ich im aktuellen Soulfood-Kurs mit meinen Teilnehmerinnen und vor Kurzem auch mit einer meiner Kolleginnen geführt habe. Dadurch ist mir dieses Thema nochmal viel tiefer bewusst geworden. Es geht um die Beziehung, die wir mit uns selber führen.
Bevor ich tiefer in das Thema reingehe, möchte ich zunächst allgemein über die Beziehungen sprechen, die wir führen.
Es gibt die Beziehung zu unserer Familie. Also die Beziehung zu unserer Mutter, unserem Vater und vielleicht zu unseren Geschwistern. Dann gibt es die Beziehung zu unseren Freunden und dabei vielleicht eine besonders intensive Beziehung zu unserer besten Freundin oder unserem besten Freund. Und es gibt die Beziehung zu unserem Partner. Wenn du gerade in keiner Beziehung bist, macht das natürlich nichts. Ich nutze diese Beispiele nur, um das gesamte Thema besser verdeutlichen zu können.
Es gibt darüber hinaus aber auch noch andere Beziehungen. Zum Beispiel die Beziehung zu unserer Arbeit und natürlich auch die Beziehungen zu unserem Körper oder zum Essen. Und jetzt denke mal kurz darüber nach, welche Beziehung es noch geben könnte…den meisten würde an dieser Stelle nichts einfallen, da diese Beziehung in unserer heutigen Gesellschaft schon beinahe als nicht mehr normal angesehen wird.
Es ist die Beziehung zu uns selber.
Erschreckend eigentlich, dass wir generell nicht als Erstes an diese Beziehung denken oder? Dabei sollte sie doch eigentlich die Wichtigste für uns sein, weil letztendlich alle anderen Beziehungen in unserem Leben darauf aufbauen. Und doch ist es oftmals die einzige Beziehung, die wir vernachlässigen und der wir kaum Bewusstsein schenken.
Ich möchte dir das Ganze nochmal greifbarer machen: Stell dir vor, du führst gerade eine Beziehung mit einem Partner. Das Wichtigste und Kostbarste ist hier die Zeit, die du deinem Partner schenkst. Denn nur durch diese Zeit werdet ihr viele wichtige Themen intensivieren können. Nur durch Zeit kann das Band zwischen euch immer stärker werden. Nur durch Zeit kann euer Vertrauen wachsen und nur durch Zeit kannst du deinen Partner immer tiefer und intensiver kennenlernen. Irgendwann erst weißt du genau, wann er wie reagiert. Du lernst all seine Facetten kennen. Du weißt, was ihn glücklich macht und du weißt, was ihn traurig macht, verletzt oder ärgert. Du weißt, was ihm gut tut und kennst seine tiefen Wünsche und Ängste.
Eure Beziehung steht also auf einem Fundament der Zeit.
Und genauso ist es mit der Beziehung zu uns selber auch. Nur wenn du Zeit mit dir verbringst und die Beziehung zu dir pflegst, wirst du dich in der Tiefe kennenlernen können. Nur dann, können die tiefe innere Bindung zu dir selber und dein Selbstvertrauen wachsen. Nur so bekommst du mit der Zeit das Bewusstsein für deine eigentlichen Ängste und tiefen Themen. Nur so wirst du dich irgendwann wirklich verstehen können und damit auch lieben lernen.
Überall hören wir das Wort Selbstliebe und alle streben irgendwie danach. Doch wie könntest du von dir behaupten dich selbst zu lieben, wenn du deine eigene Gesellschaft so wenig wertschätzt und gar keine Zeit mit dir verbringen möchtest?
Selbstliebe beginnt damit, Zeit mit dir selber zu verbringen, denn auch sie steht auf einem Fundament der Zeit. Sie kann niemals von heute auf morgen passieren, sondern nur, indem wir lernen all unsere Facetten und Anteile anzunehmen und lieben zu lernen. Und genau das bedarf Zeit, denn ohne Zeit wirst du überhaupt nie an diesen Punkt kommen.
Auch hier ist Bewusstsein der erste Schritt zur Veränderung:
Also stelle dir mal vor, du würdest dir einfach keine Zeit für deinen Partner nehmen. Du würdest die Beziehung zu allen anderen pflegen, also zu deinen Freunden, deiner Familie, deiner Arbeit usw. Nur zu deinem Partner nicht.
Was meinst du, wie sich eure Beziehung nach kurzer Zeit entwickeln würde? Am Anfang wäre dein Partner vielleicht verunsichert und würde denken, er hätte etwas falsch gemacht. Vielleicht würde er auch sauer werden oder dir Vorwürfe machen. Am Anfang würde er vielleicht noch versuchen über verschiedene Wege deine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen, doch nach einiger Zeit würde er wahrscheinlich damit aufhören. Ihr würdet die Verbindung zueinander verlieren, dein Partner würde sich von dir abwenden und sich sein Glück woanders suchen.
Genauso verhält es sich auch mit der Beziehung zu dir selbst. Eigentlich sollte es das Normalste der Welt sein, dass du sie pflegst und ihr Beachtung schenkst. Doch heutzutage wird das nunmal leider nicht als normal angesehen.
Gehen wir also das Beispiel von gerade eben mal mit der Beziehung zu dir selber durch. Du hast noch eine tiefe Verbindung zu dir. Du weißt, wann du Hunger hast und wann du satt bist. Du hörst auf deine Bedürfnisse. Wenn du müde bist, schläfst du und wenn du Lust hast zu spielen, spielst du. Als Kind ist das auch noch völlig normal, dass du z.B. mit dir alleine spielst.
Irgendwann, im Laufe des Erwachsenwerdens, wenden wir uns jedoch davon ab. Dann wird es normal, dass wir dann essen, wenn unsere Eltern es sagen, dass wir schlafen gehen und auch aufstehen, wenn unsere Eltern es für richtig halten und dass wir anfangen Fernsehen zu gucken, um uns die Langeweile zu vertreiben.
Irgendwann wird also die Zeit, in der nur DU bist, immer weniger. Wenn du nicht in der Schule bist, dann bist du mit Freunden unterwegs oder lenkst dich mit etwas anderem ab. Du hörst dann irgendwann damit auf, die Beziehung zu dir selbst zu pflegen. Doch nur weil du deinem Wesenskern, also deinem wahren ICH, keine Beachtung mehr schenkst, bedeutet das nicht, dass er nicht mehr existiert.
Genauso wie dein Partner aus meinem vorherigen Beispiel wird auch dein Wesenskern versuchen, wieder Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn auch dein wahres ICH hat Ängste, Sorgen und Themen, die es beschäftigen. Doch wenn du die Verbindung zu deinem Inneren verlierst und dich selbst kaum noch wahrnimmst, wird auch dein Wesenskern beginnen, nach Alternativen zu suchen, die ihm irgendwie Liebe schenken können. Und genau das findet er dann im Außen und fängt an sich mit lauter Dingen zu befriedigen, die ihm zumindest für einen kurzen Moment ein Glücksgefühl bescheren: Essen, Konsum, Sex, einen neuen Partner…
Wir haben verlernt zu verstehen, was wir eigentlich brauchen. Viele suchen ihr ganzes Leben lang danach und verstehen nie, was ihnen eigentlich fehlt. Und wenn du schon an dem Punkt bist, dass du das erkannt hast, ist das wahnsinnig wertvoll!
Viele erwarten nun eine super schnelle Heilung und denken, dass sie in kürzester Zeit eine tiefe Verbindung zu sich selber herstellen und den Weg zur Selbstliebe finden könnten.
Doch der Aufbau dieser Beziehung bedarf viel Aufmerksamkeit, Liebe, Arbeit und damit auch eine Menge Zeit. Irgendwann wirst du diesen Prozess jedoch schätzen und lieben lernen, denn es ist eine wunderschöne Erfahrung, zu merken, dass man immer mehr versteht, wie man denkt und was man braucht.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass diese ganze Entwicklung weder deine eigene Schuld ist, noch die deiner Eltern. Es ist die lediglich die Schuld der Gesellschaft, in die wir hineingeboren werden. Du weißt vielleicht, dass ich eine ganze Weile auf Bali gelebt habe. Dort ist es zum Beispiel normal, dass man den Tag mit Mediationen startet und regelmäßig die Beziehung zu seinem Inneren pflegt.
Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Beitrag näherbringen, wieso Selbstliebe nicht von heute auf morgen passieren kann und dass die Beziehung zu uns selber auf dem Fundament von Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit steht.
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